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Arbeitslosigkeit und Armut sind im 22. Jahrhundert an der Tagesordnung. Die breite Masse der Unterschicht ist überschuldet und viele Menschen sind gezwungen ihre Freiheit zu verkaufen, um ihr eigenes Überleben und das ihrer Familien zu sichern. Als versklavte Sergia dienen sie fortan ihren Mastern. Auch der achtzehnjährige Luke Williams verliert seine Freiheit und muss sich als Sergia seinem wohlhabenden Onkel unterwerfen. In einem Martyrium aus körperlichen Misshandlungen und psychischer Gewalt droht er, trotz seines starken Willens, allmählich zu zerbrechen. Freiheit scheint ein unerreichbarer Traum - aber manchmal werden Träume wahr. Doch umsonst ist nur der Tod, das Leben fordert immer einen Preis.

Exklusiv für die Besucher meiner Homepage kommt hier der gelöschte Prolog:

 

25 Jahre dauerte die weltweite Wirtschaftskrise Anfang des 21. Jahrhunderts. Die Börsen in Frankfurt, Tokio, London und New York verzeichneten immer wieder massive Kurseinbrüche, bis es am 28. April 2033 schließlich zum finalen Krach kam.

Mit den Märkten starben auch unzählige große und kleine Unternehmen und rissen viele Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit. So kam es innerhalb von nur wenigen Monaten zu einem dramatischen sozialen Wandel, der zur Folge hatte, dass die Mittelschicht in der Gesellschaft fast vollständig wegbrach. Nach nicht einmal zwei Jahren war die ehemals breite Arbeiterklasse fast gänzlich verschwunden, es gab nur noch Arm und Reich.

Die Letzten, die noch einem Tagwerk nachgingen, waren hauptsächlich in der Landwirtschaft beschäftigt, denn am wichtigsten war es natürlich, die Versorgung der Menschen mit den nötigsten Lebensmitteln aufrecht zu erhalten. So kam es zu einer Stadtflucht. Immer mehr Menschen zogen aufs Land, egal ob sie dort Arbeit fanden oder nicht. Die Großstädte verwaisten und wurden zu den Ghettos der Hoffnungslosen.

Es gab nur wenige, die von dieser Katastrophe profitierten. Es handelte sich um wohlhabende Unternehmer und Großindustrielle, die ihr Vermögen rechtzeitig krisensicher angelegt hatten.

Durch die brachliegende Wirtschaft wurden nach und nach auch immer mehr Staaten in den Strudel der Zahlungsunfähigkeit gezogen, und es dauerte nicht lange, bis jene wenigen Unternehmer ihren Heimatländern nur zu gerne unter die Arme griffen. Doch für ihre Hilfsbereitschaft forderten sie einen hohen Preis: Sie wollten Macht.

Als Gegenleistung für ihre großzügige Unterstützung gewährten ihnen die Staatschefs vollkommene Immunität. Somit waren sie ab sofort frei in ihrem Handeln, ohne strafrechtlichen Konsequenzen fürchten zu müssen. Sie beuteten die neu entstandene Unterschicht gnadenlos aus, um ihren Reichtum noch weiter zu mehren und schon bald gehörte diesen zahllosen Opfern der Krise nicht einmal mehr das Hemd, welches sie am Leib trugen.

Doch das war den Unternehmern noch nicht genug. Eines Tages, etwa 10 Jahre nach dem großen Krach, setzten einige der Großindustriellen ihre Verbindungen so geschickt ein, dass schließlich die Leibeigenschaft wieder in die Grundgesetze und Verfassungen aufgenommen wurde.

Dafür flossen erneut unfassbare Beträge an finanzieller Unterstützung an die mittellosen Staaten. Mit diesem Geld erkaufte sich diese neue, kleine Schicht der Master endgültig eine Autonomie, welche die Welt zuvor noch nicht gesehen hatte. Sie standen jenseits der Gesetzgebung und hatten mit ihren Supervisoren eine Exekutive, die ihre eigene Rechtsordnung unerbittlich durchsetzte. Niemand wagte es mehr, sie für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen.

 

Den Mastern gehörten die letzten Großunternehmen, die Banken standen unter ihrer Kontrolle, und sie hatten beträchtlichen Einfluss in den gehobenen gesellschaftlichen Kreisen.

Konnte jemand seine Schulden nicht mehr bezahlen, war er gezwungen sein Leben, und oft auch das seiner Familie, den Mastern zu verdingen.

So entstand eine ganz neue Gesellschaftsstruktur, denn im Laufe von nur wenigen Jahren rutschten Tausende in diese neue Form der Leibeigenschaft – sie wurden zu Sergia. Anfangs veränderte sich das Leben der Sergia nicht all zu drastisch. Sie hatten endlich wieder Arbeit in den Betrieben ihrer Master, sie behielten ihr Dach über dem Kopf und hatten genug zu Essen auf dem Tisch, denn obwohl sie keinen Lohn mehr für ihre Arbeit erhielten, bezahlten die Master nun die Miete und versorgten ihre Leibeigenen mit dem Nötigsten.

Aber schon bald war dieses Maß an Kontrolle den Mastern nicht mehr genug. Sie schufen riesige Wohnsilos, in die ihre Leibeigenen deportiert wurden, sobald sie sich verdingt hatten. So hatten sie eine viel größere Kontrolle über ihre Sergia, und die Kosten für Unterbringung und Versorgung sanken enorm.

Doch für die Betroffenen sollte dies zu einer Katastrophe werden. Familien wurden auseinandergerissen und Freundschaften zerstört, denn waren sie erst einmal in ihrer neuen Unterkunft eingezogen, lebten sie quasi in einer anderen Welt. Sie arbeiteten in landwirtschaftlichen Betrieben oder Baugewerben, in denen ausschließlich Sergia arbeiteten, und wohnten in Komplexen, in welchen ausschließlich Sergia lebten. Es dauerte nicht lange, da benötigte ein Sergia einen Passierschein, um das Territorium seines Masters zu verlassen, bis sich die Pforten zur Außenwelt schließlich ganz die für Sergia schlossen. Die Master und ihre Supervisoren sorgten nun dafür, dass es keinen Kontakt mehr zu ihrem früheren Leben gab – sie wurden endgültig zum Eigentum ihrer Herren, auf Gedeih und Verderben ihrem Wohlwollen und ihrer Gnade ausgeliefert.

Etwa zu dieser Zeit wurde den Sergia von den Gesetzgebern endgültig die letzten Rechte an ihrem Leben und ihrem Schicksal aberkannt. Vor dem Gesetz waren sie nun Eigentum ihrer Herren mit genauso vielen Rechten wie ein Tisch oder ein Stuhl. Die Sklaverei war wiedergeboren. Physische und psychische Gewalt war an der Tagesordnung, um die Sergia gefügig zu machen, sie zu noch größerer Leistung anzuspornen und den letzten Funken von dem Wunsch nach Freiheit schon im Keim zu ersticken.

Niemand, nicht einmal die letzten existierenden Menschenrechtsorganisationen, hätte es jemals gewagt, sich den Mastern entgegenzustellen, denn die Staatskassen waren auch weiterhin von ihren großzügigen Spenden abhängig, und die Supervisoren verkörperten hundert mal mehr Autorität als Polizei oder Militär.

 

Charles Dumare III war einer dieser Master. Er hatte ein wahres Geschäfts-Imperium von seinem Vater übernommen, der es wiederum von seinem Vater geerbt hatte. Unter seiner Kontrolle standen unzählige landwirtschaftliche und handwerkliche Betriebe, die Nahrungsmittel und die Dinge des täglichen Bedarfs herstellten, riesige Bauunternehmen und auch einige wenige hoch technisierte Computerunternehmen.

In Letzteren arbeiteten selbstverständlich ausschließlich freie Mitarbeiter, die für ein ordentliches Gehalt hart und zuverlässig arbeiteten – immer die Angst im Nacken, bei schlechter Leistung ihre Arbeit zu verlieren und schließlich zum Sergia abzurutschen. Die Sergia hingegen wurden für die körperlich anstrengenden und niederen Arbeiten eingesetzt, denn die, die in Gefangenschaft geboren worden waren (und das waren in dieser Zeit die meisten) verfügten über keinerlei Schulbildung. Außerdem hätte kein vernünftiger Mensch einem Sergia eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen.

Charles Dumare III war ein Mann Ende Dreißig. Alles an ihm wirkte seriös, angefangen von seinen kurzen blonden Haaren, über seinen feinen, dunklen Anzug bis hin zu seinen teuren Designerschuhen.

Er hatte sein Imperium erst vor 3 Jahren nach dem Tod seines Vaters übernommen, hatte sich aber in dieser kurzen Zeit bereits einen Namen gemacht. Bei seinen Geschäftspartnern war er als harter, aber fairer Geschäftsmann bekannt, der zwar zäh verhandelte, aber niemals jemanden über den Tisch zog. Bei den Frauen galt er als charmant und zuvorkommend.

Unter seinen Sergia hatte Charles Dumare III allerdings einen ganz anderen Ruf. Sobald er die freie Welt verlassen hatte und SEIN Imperium betrat, war es, als ließe er seine Freundlichkeit und seinen Charme wie einen Mantel an der Garderobe zurück. Hier war er der König in seinem ganz eigenen Reich. Und wie es einem König nun einmal gebührte, verlangte er absoluten und uneingeschränkten Gehorsam von seinen Untertanen. Es war ihm nicht wichtig, ob seine Sergia ihn als ihren Herrscher liebten, sie hatten zu gehorchen und hart zu arbeiten, und um dies zu erreichen verbreiteten seine Supervisoren mit physischer und psychischer Gewalt Angst und Schrecken.

Statt gute Leistungen zu belohnen, wurden Schlechte hart bestraft. Er sah in den Sergia keine eigenständigen Lebewesen, sie waren für ihn Arbeitsmaterial (im besten Falle vielleicht noch Vieh), dass effizient eingesetzt wurde und zu funktionieren hatte.